Wacholder

Wenn du heute in eine Bar gehst oder auf eine Feier eingeladen wirst, dann kannst du da nicht mehr einfach trinken, was du gern magst. Um dazu zu gehören, musst du genau darauf achten, was gerade angesagt ist. Ne Zeit lang war das Aperol Spritz, dann kam später Hugo dazu, ein Cocktail aus Prosecco, Holundersaft und Wasser. Nun, zur Zeit wird das ja Beides immer noch gern getrunken. Ich bin ja inzwischen ein alter Mann und habe keine Lust mehr, mich um die Mode zu scheren. So werde ich dann auch immer ein bisschen schief angesehen, wenn ich da so sitze und mein Bier und Wacholder trinke. Bier und Wacholder, das hat auch schon mein Opa gern getrunken, das gibt es schon lange und hat vielleicht gerade deswegen ein schlechtes Ansehen. Das ist nur für alte Leute, sagt man nun. Und schmecken tue das auch nicht, heißt es.

Was aber derbe angesagt ist, das ist Gin, am besten mit Tonic. Da höre ich dann oft, über einen guten Gin Tonic, da geht nichts drüber. Und neulich habe ich den Gin auch mal probiert. Und woran musste ich wohl dabei denken: Richtig, an meinen lieben Wacholder. Dann habe ich mal im Internet bei Wikipedia nachgesehen und rausgefunden, dass der Name „Gin“ von dem französischen Wort „genévrier“ kommt, und das bedeutet: „Wacholder“. Der englische Gin ist dann am Ende auch nichts anderes als unser Steinhäger. Ich habe dann mal zur Probe einen Steinhäger und einen Gordon's Dry Gin probiert, und muss sagen, dass ich die beiden nicht auseinanderhalten kann. Nun würde ich gern mal wissen, ob meine Freunde das können. Die halten ja den Gin für das Größte und machen sich über den Wacholder nur lustig. Wacholder, den wollen sie nicht mal probieren.

Ich habe schon mal den Vorschlag gemacht, dass sie einen Wacholder Tonic trinken sollten, aber was ist passiert? Na, wie ihr euch denken könnt, ich bin nur ausgelacht worden.